Kurze Geschichte der deutschen Evangelischen Kirche A.B. Bukarest
Die Evangelische Kirchengemeinde A.B. (Augsburgischen Bekenntnisses) Bukarest gehört der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien an und ist zurzeit die zweitgrößte Gemeinde der Landeskirche.
16. Jahrhundert: Die evangelische Gemeinde und die Existenz einer evangelischen Holzkirche in Bukarest werden zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
1753: Nachdem sich der schwe-dische Botschafter Baron Gustav von Celsing bei der Hohen Pforte eingesetzt hatte, wird durch eine Urkunde des Fürsten Constantin Racoviţă der Bau einer Kirche für die Bukarester evangelische Gemeinde, die hauptsächlich aus hier ansässigen Siebenbürger Sachsen gebildet war, genehmigt.
1778: Am 15. August, Mariä Himmelfahrt, wird das neue Gotteshaus eingeweiht. In Bukarest wird es als die „Evangelische Marienkirche” bekannt.
19. Jahrhundert: Die evangelische Gemeinde aus Bukarest erlebt eine Blütezeit, die Zahl der Gemeindeglieder steigt beträchtlich. Dies erforderte den Bau einer neuen, größeren Kirche. Während der Herrschaft von Barbu Ştirbei (1849 – 1853) werden diese Pläne umgesetzt.
1851, 10. September: Grundsteinlegung des heutigen Gotteshauses. Für Einsammlung der nötigen Geldbeträge wird eine große Kollekte, sowohl im In- als auch im Ausland veranstaltet. Unter den Spendern zählen auch: Kaiser Franz Joseph I. (1848-1867), Fürst Gheorghe Bibescu (1842-1858), der Gustav-Adolf Verein, König Friedrich Wilhelm IV., der Komponist Franz Liszt, Karl Freiherr von Meusebach, der Johanniterorden und viele andere. Die Kirche, die im Basilika-Stil mit drei Schiffen gebaut ist, stellt laut ihren Bauplänen eine Hallenkirche dar (eine Kirche, die im Inneren einen Raum, mit Emporen ringsum aufweist; das Ganze bildet eigentlich ein Rechteck, welches an der östlichen Seite mit einer Altarnische versehen wurde).
1853, 24. April: Einweihungsfeier des bestehenden Gotteshauses, dessen Entwurf vom deutschen Architekten Friedrich Mohnbach angefertigt wurde. Vom stilistischen Gesichtspunkt her, gehört die Kirche dem Historismus an, ein sehr verbreiteter Kunststil im Westeuropa der Jahre 1830-1860. Es ist die einzige Kirche, außerhalb des Karpatenbogens, die in diesem Stil gebaut wurde. Das Gebäude weist einen eklektischen Charakter auf, weil hier die spezifischen Elemente verschiedener Kunststile (neugotischer, romantischer, byzantinischer Stil und der Neorenaissance) anzutreffen sind, die ihren einzigartigen, archi-tektonischen Wert unterstreichen.
Ende des 19 Jahrhundert’s: Gleich nach der Einführung der Monarchie wurde die evangelische Gemeinde von dem Königshaus Hohenzollern – Sigmaringen unterstützt. Eine besonders wichtige Rolle für die Beziehung zwischen der evangelischen Gemeinde und dem Königshaus spielt Königin Elisabeth I. (Carmen- Sylva 1843-1916). Für die Königin, die regelmäßig an den Gottesdiensten teilnahm, wird 1869 eine Sonderloge, an der nördlichen Seite der Kirche, errichtet.
1912, 15. Dezember: Infolge der Beschädigungen durch einen verheerenden Brand, der Anfang des Jahres stattfand, wird die Kirche neu eingeweiht. Mit großen, finanziellen Bemühungen werden im Laufe des Jahres das Dach, die Innenverzierungen aber auch die Walcker Orgel (1910 gebaut) neu errichtet. Aus dem Jahr 1912 stammen sowohl die Glocken, die täglich gehört werden können, als auch die Kirchturmuhr.
20. Jahrhundert: Nach dem Brand von 1912 folgten auch andere unglückliche Vorfälle unter denen die Kirche zu leiden hatte: die Bombenangriffe aus den Jahren 1944-1945, die Erdbeben aus den Jahren 1940, 1977, 1986, 1990. Verschiedene Arbeiten an der Baustruktur wurden unternommen. Die größten Restaurationsarbeiten sind in letzter Zeit, ab 2007 bis heute, durchgeführt worden. Zahlreiche Generationen haben an der Kirche gearbeitet, haben sie ihren Bedürfnissen angepasst und haben jeweils in ihrer Weise dazu beigetragen, dass Gott dadurch gelobt werde.
Mögen unsere und künftige Generationen mit einstimmen in den Lobgesang, der sich durch die Jahrhunderte erstreckt.